Neulich ist mir eine auf den ersten Blick schon ziemlich abgefahrene Einladung ins Postfach geflattert. Grillen auf der Skisprungschanze in Garmisch. (Winter)grillen ist immer gut – und da macht die Skisprungschanze ja irgendwie auch wieder Sinn. Mit Neuseeland Lamm also – weiter Weg nach Garmisch. Ich habe schon seit einiger Zeit quasi unerträgliches Neuseeland-unbedingt-hin-will-Fernweh, also noch ein PlusPunkt. Und Heiko Schulz von der Kochbox Berlin kommt und kocht, viel mehr grillt. Cool – hört sich vielversprechend an! Um das vorweg zu nehmen (die Bilder verraten es schon): es war fabelhaft, unglaublich lecker und ein toller Ausflug noch dazu.
Ganz oben auf der Skisprungschanze waren wir nicht. Also schon – aber nur zum Gucken. Die Aussicht ist spektakulär und es stellt sich wirklich die Frage, warum man da ernsthaft runterfahren/springen muss, aber diese Sinnfrage ist an anderer Stelle sicher besser aufgehoben.
Eine andere Sinnfrage, um die es gestern auch ein paar Mal ging, lässt mich allerdings schon länger nicht los: Leute “mögen” kein Lamm. Aha. Was genau nicht? Was daran nicht und überhaupt – welches Teil eigentlich nicht? Ich glaube ja (gut dass Geschmack ja nicht diskutierbar ist), dieses “kein Lamm mögen” ist in den allermeisten Fällen ein weit verbreiteter Mythos. Wer normalerweise Fleisch isst, sagen wir ein saftiges Steak, Filet, Rib Eye, egal – und mir dann sagt er “mag” kein Lammfilet oder Lammkarree vom Grill – der kann es schlicht weg nie probiert haben. Wirklich jetzt. Ich habe selten etwas besseres, zarteres und tolleres vom Grill (oder wahrscheinlich auch aus einer Pfanne) gegessen, als das Lammfilet und das Lammkarree gestern. Sogar (“well”-Esser bitte weg-lesen) quasi roh war das Karree sowas von sensationell gut, dass man am liebsten überhaupt nie wieder gegartes Fleisch essen wollte. Ehrlich. Probiert das doch wenigstens! Das ist kein eingekochter Hammel von vor 100 Jahren, oder wie lang immer sich dieses Gerücht schon hält…
Das Lammfilet war ebenfalls (wer wollte) sehr rosa und super zart. Zuerst ca. 20 Minuten im Jack Daniels Späne Rauch geräuchert und danach noch auf dem Rost gegrillt war das schlicht perfekt. Übrigens wieder was gelernt: neben Salz/Pfeffer, Olivenöl, Knoblauch und Thymian hat Heiko dem Fleisch auch noch ein paar Prisen Zucker gegönnt, bevor es auf den Grill durfte.
Ohne Frage ist das alles auch eine große Frage der Fleisch-Qualität, klar. Ich für meinen Teil werde jedenfalls in Zukunft tatsächlich nach New Zealand Lamb Quellen Ausschau halten und ab und an von meinen gewohnten Lamm-Einkaufs-Wegen im arabischen Supermarkt abweichen. Dass ich mittlerweile relativ oft Lamm zubereite, ist mir eigentlich auch erst gestern so richtig aufgefallen, als ich nach meiner präferierten Fleischsorte gefragt wurde. Das habe nicht (und würde ich nach wie vor nicht) ohne zu zögern mit “Lamm” beantwortet – der Schluss liegt aber bei dem relativ großen Lamm-Rezepte Anteil hier im Blog durchaus nahe. Und beim IFA Kochduell hat es ja noch dazu sogar Glück gebracht, das Lammkarree.
Heiko Schulz von der Kochbox in Berlin und Sebastian Völkl haben uns 40 grill-begeisterten Gästen wahrlich einen unvergesslichen Grill-Nachmittag beschert. Ich glaube ich bin nicht die Einzige, die vor hat die Idee mit der mit einer Jakobsmuschel gefüllten Lammhüfte zu klauen für den eigenen Grill. Wie von Heiko prophezeit haben die Garpunkte perfekt zusammen gepasst. Das Fleisch war saftig und rosa und die Muschel wunderbar glasig. Und obwohl die Hüfte sicher vom Geschmack her das kräftigste Stück war, habe ich niemanden gesehen, dem das irgendwie zu “lammig” geschmeckt hätte. Im Gegenteil. Ebenfalls sehr schön fand ich die im Sous Vide Verfahren gegarte Lammkeule, die nach 2-3 Stunden im warmen Wasser auch noch kurz auf den Grill durfte. Mangels Licht hat sie es aber leider nicht mehr aufs Foto geschafft, ebenso wenig wie die Schaschlik-Spieße.
Dave von New Zealand Lamb hat uns verraten, dass die Neuseeländer – die ja bekanntermaßen viel auf ihre BBQ Kultur halten – immer wieder erstaunt sind zu hören, dass BBQ in Deutschland unglaublich beliebt ist. Tatsächlich finde ich auch (obwohl ich mich ja wegen Balkon “nur” an meinem Weber Q100 austoben kann), Grillen ersetzt im Sommer wunderbar das “normale” kochen – oder ergänzt es mindestens um einige Varianten. Und damit meine ich jetzt nicht einfach nur Würstel und ein Steak auf dem Grill knallen (wobei gegen ein Steak natürlich nichts einzuwenden ist). Auf dem Grill und mit unterschiedlichen Grillmethoden experimentieren kann – erlaubt man sich ein wenig Kreativität – unglaublich vielseitig sein. Ich für meinen Teil habe mich durch das BBQ gestern jedenfalls schon den Virus für dieses Jahr infiziert. Dass der Winter wieder einbrechen soll diese Woche macht nichts – Winter BBQ funktioniert auch super. Sogar auf der Skisprungschanze.
8 Kommentare. Hinterlasse eine Antwort
Hatte die Bilder ja schon auf Instagram gesehen! Das Fleisch sieht wirklich wahnsinnig gut aus! *Schleck*
Hallo Annette,
schön zusammengefasst was wir am Samstag in Garmisch erleben durften.
Mein Artikel ist auch schon in Arbeit und folgt in den nächsten Tagen.
Wenn es nach mit geht könnte ich jedes Wochenende solche Veranstaltungen besuchen :)
LG aus Leipzig,
Daniel
Hallo Annette,
das hört sich super an…
Gibt es das Rezept für die mit Jakobsmuschel gefüllte Lammhüfte denn auch bald hier?
Viele Grüße aus Köln
Tim
Hi Tim,
ja ich habe das fest eingeplant für eine der nächsten Grill-Gelegenheiten.
auch wenn in München jetzt auch erstmal der Schnee zurück kommen soll.. aber Wintergrillen funktioniert ja auch haben wir am Wochenende gesehen ;)
liebe Grüße
*annette
…ist ein super event gewesen, ich denke wir hatten alle viel spass ;-)
lg sven
Hi Sven,
ja – auf jeden Fall :-)
lg *annette
wansien, echt super…ich liebe new zealand, und muss ich sagen das essen war immer super dort.
du Glücklicher warst also schon dort ;-) ich hoffe, das kann ich nachholen in mittelfristiger Zukunft!
lg *annette